Symposium der Europäischen Linkspartei Alpen-Adria: reiche Ernte

 

»¡No pasarán! / Umkämpfte Erinnerung« – unter diesem Titel fand am vergangenen Wochenende (14. und 15. Mai 2022) im Klagenfurter Volkshaus/Ljudski dom das Symposium des Interregionalen Forums der Europäischen Linkspartei in der Region Alpen-Adria statt. Eine Vielzahl erinnerungspolitischer AkteurInnen aus Wissenschaft, Kunst, Politik sowie zivilgesellschaftlicher Initiativen aus Italien, Kroatien, Österreich und Slowenien sind hier zusammengekommen, begrüßt von der EL-Spitzenkandidaten bei der Europawahl 2019 Violeta Tomić und von Markus Adam, dem österreichischen Vertreter im EL-Arbeitskreis gegen Rechtsextremismus.

Am ersten Tag wurde über Geschichtspolitik, Revisionismus und antifaschistischen Widerstand in der Alpen-Adria-Region reflektiert. Einleitend sprachen: Ana Hofmann, Forscherin am Institut für Kultur- und Erinnerungsstudien in Ljubljana, über aktivistisches Erinnern an den jugoslawischen, antifaschistischen Widerstand in Slowenien; Milena Ostojić, Aktivistin und Organisatorin antifaschistischer und feministischer Initiativen in Zagreb über Erinnerungspolitik und liberalen Revisionismus; Piero Purich, Historiker, Autor und Musiker aus Triest über italienisch-slowenische Widersprüche im historischen Widerstand; Klaus Schönberger, Universitätsprofessor für Kulturanthropologie an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt/Celovec, über antagonistische Erinnerungskonflikte in Kärnten. In der äußerst intensiv verlaufenden Diskussion wurden einerseits Gemeinsamkeiten in der hegemonialen Geschichtspolitik in den vier Regionen festgestellt, die mit der Stärkung neokonservativer und revisionistischer Politik im gesamteuropäischen Rahmen einhergehen. Andererseits auch regionale Spezifika beim Verschweigen und Delegitimieren des antifaschistischen Widerstands und seines sozialen Gehalts, der aus der gesellschaftlichen Erinnerung gedrängt wird. Dies mit der Folge, dass das Wissen um soziale und kulturelle Ursachen, Ideologien und Formen des Faschismus bzw. Nazismus schwindet, was wiederum die Verbreitung reaktionären Gedankenguts, von rechtsliberalen, rechtskonservativen bis zu rechtsextremen Tendenzen, begünstigt. Angeregt durch den von Schönberger präsentierten Begriff der »emanzipatorischen Erinnerungspolitik« wurden auch Schwachstellen der traditionellen antifaschistischen Erinnerungspolitik und Vermittlungsarbeit sowie Alternativen dazu benannt.

Am zweiten Tag wurden zunächst good-practice Beispiele erinnerungspolitischer Arbeit präsentiert. Danach wurde in sprachlich und hinsichtlich Erfahrung durchmischten Arbeitsgruppen aktions- und praxisorientiert über die Notwendigkeit und Möglichkeiten verstärkter Kooperation reflektiert und diskutiert. Resultat: eine Liste unzähliger realisierbarer Vorschläge, vor allem aber die mit Begeisterung festgestellte Übereinstimmung, in den kommenden Monaten gemeinsam an der Konfiguration eines dem europäischen Antifaschismus verpflichteten interregionalen Weges (»Camino«) zu arbeiten. Dieser Weg wird nicht als Konkurrenz zu den vielen regionalen Initiativen verstanden, sondern als Angebot, sich grenzübergreifend an einem gemeinsamen solidarischen Projekt zu beteiligen, das sich der hegemonialen Erinnerungspolitik entgegenstellt. Mit diesem Auftrag an das Organisationskomitee und mit einem mitreißenden musikalischen Resümee von Piero Purich und des slowenischen Rappers Darko Nikolovski wurde das Symposium – professionell moderiert von Markus Götzer und Valentina Škafar – abgeschlossen.

 

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