Gert Jonke statt Franz Palla!

Fotos: Franc Wakounig

Klagenfurt/Celovec: Umbenannt soll sie werden, die zentrumsnahe Dr.-Franz-Palla-Gasse, fordern schon lange Zeit Klagenfurter*innen, die es nicht hinnehmen wollen, dass sie nach einem Menschen benannt ist, der zur Zeit des Nationalsozialismus als Primarius der Chirurgie des Landeskrankenhauses Klagenfurt hunderte an »erbkranken« und behinderten Menschen verübte Zwangssterilisationen verantwortet und auch selbst durchgeführt hat. Im Haus Nr. 2a verbrachte der weit über Österreichs Grenzen hinaus bekannte Dichter Gert Jonke seine Kindheit und Jugend. Hierher kehrte er bis in die 1990er Jahre immer wieder zurück. Am vergangenen Wochenende forderten Kunstschaffende auf Initiative des Vereins VADA und anderer in einer Kundgebung vor dem Haus, die Straße nach ihm umzubenennen.

An der Kundgebung teilgenommen hat auch Bella Ban, Bildhauerin, Zeichnerin und Installations-Künstlerin. Sie hat in diesem Haus einen großen Teil ihrer Jugendzeit gemeinsam mit ihrem Halbbruder Gert verbracht. Sie erinnert sich gern daran, vor allem »auf die von der Jonke-Oma mit Musik und Musizieren erfüllte Atmosphäre. Im Wohnzimmer waren ein Piano, ein Flügel, Gerts Schreibtisch, ein Lotterbett, eine Menge Bücher und ein großer Gummibaum; dieser wollte dann, als die Jonke-Oma verstarb, auch nicht mehr und vertrocknete. Musik war Gerts und mein wichtigstes Lebenselixier.« Und was den Straßennamen betrifft, meint Bella Ban: »Der alte Name sollte als Kommentar trotzdem drunter stehen, so wie das in manchen Wiener Straßen der Fall ist, damit man sieht, wie lange das offizielle Kärnten braucht, um sich von der unseligen Nazi-Vergangenheit abzugrenzen«.

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