Alexandra K.: Nachfolgerinnen gesucht

Wenn sie wüsste, was da gerade abläuft! Sie, Alexandra Kollontai, weltweit die erste Ministerin für Soziales und erste Diplomatin im Auftrag der damaligen Sowjetregierung nach den zaristischen und weltkriegsmäßigen Umbrüchen. Sie, die ihr ganzes Erwachsenenleben lang Feministin und Sozialistin geblieben ist. An sie wollen wir anlässlich des Internationalen Frauentags erinnern.
Alexandra hatte die besten Voraussetzungen dazu: Ende März 1872 als Tochter einer finnischen Mutter und eines ukrainisch-russischen Vaters, aus »begütertem Haus«, so heißt das wohl, in eine wilde Zeit hineingeboren, hatte sie gute Bildungs-und Ausbildungsmöglichkeiten. Sie konnte in der Schweiz und in England studieren und sich mit den Persönlichkeiten der westeuropäischen ArbeiterInnenbewegung vertraut machen, wurde Journalistin, Vortragsreisende, Frauenpolitikerin. Verhaftungen, Flucht, Asylsuche, sogar ein Freikauf (Maxim Gorkij bezahlt für sie eine Kaution), Studieren, Sprachenlernen, Reisen sind ihre Beschäftigung. 1916/17 tourt sie durch die USA und hält über 120 Vorträge in vier Sprachen. Sie setzt sich für die Unabhängigkeit Finnlands, damals ein Großfürstentum, vom zaristischen Rußland ein und wird später im finnisch-sowjetischen Krieg einen Waffenstillstand mitausverhandeln. Am 7./8. 11. 1917 wird vom allrussischen Rätekongresses auf Initiative der Bolschewiki das Dekret über den Frieden erlassen, als erstes von einem staatlichen Organ verfasstes Dokument überhaupt, welches Krieg als Mittel zur Lösung von Konflikten verurteilt.
Alexandra konzentriert sich auf die Arbeit mit und für die Frauen. Ein Hauptanliegen ist ihr die »Entsklavung« der Frauen, Unabhängigkeit und ein selbstbestimmtes Leben. Ihre Vorschläge und Ideen, aus den unproduktiven Hausarbeiten auszusteigen, waren die Volksküchen, kollektive Kindererziehung und Kommunewohnungen.
1919 wird sie Vorsitzende der Polit-Verwaltung der Krim-Republik und ist für Agitprop der Ukrainischen SSR zuständig. Ab 1920 leitet sie die Frauenabteilung innerhalb der Kommunistischen Partei Russlands als Nachfolgerin von Ines Armand. Sie wird Diplomatin in Norwegen, Mexiko und Schweden. Und sie ist Beraterin des Außenministerium der Sowjetunion bis zu ihrem Tod am 9. März 1952.
Der um 70 Jahre zu früh kommt, wie’s ausschaut.

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