Der Engel von Auschwitz

Maria Stromberger,
geboren am 16. 3. 1898 in Metnitz in Kärnten

Als ausgebildete Krankenschwester aus christlichem Umfeld war sie zu Beginn des Krieges in der Pflege tätig, im Krankenhaus in Klagenfurt. Sie hört Berichte von Soldaten über Zustände im von den Nazis besetzten Polen, die sie nicht glauben kann. Sie will selber sehen, was da los ist, und meldet sich zur Versetzung nach Polen. Am 1. Juli 1942 kommt sie nach Königshütte/Krolewska Huta, arbeitet zunächst im dortigen städtischen Infektionsspital und beginnt auf eigenen Wunsch am 1. Oktober mit ihrer Tätigkeit im nahegelegenen Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Alles was dort passiere, so wird ihr unmißverständlich gesagt, bleibe ein Staatsgeheimnis. Verpflichtet zu absoluter Verschwiegenheit und mit dem Verbot konfrontiert, mit den Häftlingen zu sprechen, bleibt sie dennoch und hilft, wo sie kann, in ihrem SS-Revier: Organisiert Essen, Medikamente, rettet auf diese Weise viele Menschen. Sie kommt mit der Kampfgruppe Auschwitz um den »Häftlingsschreiber« Hermann Langbein in Kontakt.
Zu Kriegsende ist sie wieder, wie auch zeitweilig vor dem Krieg, in Bregenz, erlebt die Beschießung der Stadt durch die Franzosen und wird auch von ihnen interniert, auf den Verdacht hin, als Krankenschwester in Auschwitz Häftlinge vergiftet zu haben. Doch aufgrund einer Intervention eines polnischen Ministers wird sie am 23. September 1946 vorzeitig aus dem Lager entlassen.
1955 wird sie auf dem Bundeskongress des KZ-Verbandes in Bad Goisern zur Ehrenpräsidentin ernannt. Eine der ganz wenigen Ehrungen nach 1945 in Österreich.
Am 18. 5. 1957 hat sie einen Zahnarzttermin bei einem Bregenzer Zahnarzt. Trotz ihrer Einwände – sie ist herzkrank –, zieht er ihr zehn Zähne auf einmal. Sie fährt noch mit dem Rad nach Hause, und bricht dann zusammen. Sie stirbt mit 59 Jahren. Ihr Grab in Bregenz wird bald aufgelassen, keine Tafel, kein Straßenname, keine Spur.
Am 18. Mai 2016 wurde im Arkadenhof des Schlosses Wernberg eine Gedenktafel für Maria Stromberger, den »Engel von Auschwitz« enthüllt.

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